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Wehnachtkrippe-2024-Essigmanufaktur-zur-Freiheit

Simon, der Hirte aus Betlehem

Wieder und wieder ermahnte ihn Matias, der älteste der Schafhirten, dass er auf keinen Fall einschlafen dürfe. Hatten sie doch erst vor Kurzem mehrere Schafe verloren, weil der Hirte, der die Nachtwache hatte, eingeschlafen war. Simon wusste, dass ihm das nicht passieren durfte, alleine schon deshalb, weil sie den Besitzern der Tiere Schadensersatz leisten mussten. Doch allzu lange wollte er sich nicht mit diesen Gedanken aufhalten – Simon liebte die Einsamkeit der Nacht, er liebte es, wenn er seinen Gedanken freien Lauf lassen konnte und vor allen Dingen, wenn er nicht andauernd von einem der älteren Hirten herumkommandiert wurde. Schon nach kurzer Zeit waren die anderen eingeschlafen und man hörte nur noch deren regelmäßiges Atmen sowie – fast wie eine Hintergrundmusik in der kühlen Nacht – das Geräusch der wiederkäuenden Schafe.

In seiner unmittelbaren Nähe lagerte ein Mutterschaf mit seinem erst vor ein paar Stunden zur Welt gekommenen Lamm. Simon erinnerte sich voller Freude an die reibungslos verlaufene Geburt, es war doch immer wieder ein wahres Wunder, wenn so ein vollkommenes Lebewesen zur Welt kam. Jedes Mal staunte er ganz neu darüber, dass an dem neugeborenen Lamm alles schon vorhanden war, nur eben in ganz klein.

Er musste aber auch daran denken, wie unglaublich hilflos diese kleinen Lämmer waren, abhängig von der Mutter und von ihm und den anderen Hirten, deren Aufgabe es war, die Tiere vor den vielfältigsten Gefahren zu beschützen. Simon dachte kurz an die tiefe Schlucht auf der anderen Bergseite, aus der sie schon mehr als einmal abgestürzte Tiere bergen mussten. Es war kaum zu glauben, dass die Eigenschaft der Schafe, die ihm und den anderen Hirten so sehr die Arbeit erleichterte, auch gleichzeitig verantwortlich für die meisten Verluste war – ihr Herdentrieb. Natürlich kam es vor, dass sich auch einmal ein einzelnes Schaf verirrte, doch viel größere Probleme bereitete es ihnen, wenn gleich eine ganze Gruppe auf irgendeiner schroffen Felsenklippe stand und weder vor noch zurück wusste. Dann mussten sie selbst ihr Leben wagen, dorthin klettern, die Tiere auf die Schultern nehmen um sie dann einzeln wieder auf sicheres Gelände und zurück zu ihrer Herde zu bringen.

Jetzt war es doch ganz schön kalt geworden, das Feuer war ziemlich heruntergebrannt und brauchte dringend seine Aufmerksamkeit, sollte es doch auf keinen Fall ganz ausgehen. Simon nahm ein paar Scheite von dem trockenen Holz, das sie tagsüber eingesammelt hatten und legte sie an den Rand des Feuers, sorgfältig darauf achtend, dass die Flammen nicht zu hoch aufstiegen. Gerade, als er diese Aufgabe zu seiner Zufriedenheit erledigt hatte, fiel ihm im Augenwinkel wieder dieser seltsame Stern am Horizont auf. Schon vor ein paar Wochen war dieser fremde Himmelskörper das erste Mal gesichtet worden. Viel heller leuchtend als alle anderen Objekte am Himmel – von Sonne und Mond einmal abgesehen – war diese Erscheinung seither in aller Munde. Manche Leute erwarteten, dass das Ende der Welt unmittelbar bevorstehen würde, andere sahen darin ein Zeichen für die Ankunft des lange erwarteten Messias. Simon wusste nicht, was er von dem Einen oder dem Anderen halten sollte, er genoss einfach diesen ungewohnten Anblick vor dem dunklen Nachthimmel und dachte dann wieder an seine Schafe und daran, was für außergewöhnliche Tiere sie doch waren.

Gerade, als er so in sich versunken auf seine Herde schaute, wurden die Schafe plötzlich unruhig. Auch die Hunde fingen ganz unvermittelt an, zu bellen und aufgeregt hin und her zu laufen. Simon wunderte sich allerdings, dass die Hunde nicht, wie sonst immer, wenn sich ein Wolfsrudel näherte, anfingen zu knurren und die Nackenhaare zu stellen. Auch die anderen Hirten waren inzwischen von dem immer stärker werdenden Tumult geweckt worden.

Plötzlich wurde es direkt vor ihnen gleißend hell. Die Hirten erschraken ganz fürchterlich, einige warfen sich auf den Boden, andere liefen zu den ängstlich zusammengerückten Schafen, um diese zu beruhigen. So etwas hatte keiner von ihnen je erlebt, auch die Ältesten unter ihnen nicht. Als ob dieses Licht direkt aus ihr hervorkäme, so sahen sie auf einmal eine Person vor sich stehen. Voller Angst warfen sich jetzt auch die Erfahrensten unter ihnen, ihr nahes Ende befürchtend, auf den Boden. Zu ihrer aller Erstaunen hörten sie diese Person, wie sie zu ihnen sprach: “Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.” Als ob das nicht schon genug gewesen wäre, so hörten und sahen die Hirten daraufhin am ganzen Himmel – der jetzt kaum mehr etwas mit einem Nachthimmel gemein hatte – die wunderbarsten Wesen, die in einem fort Gott lobten und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

Nachdem das eine ganze Weile so fortging, wurde die Menge dieser himmlischen Wesen nach und nach immer kleiner, bis die Hirten am Ende wieder alleine waren – zusammen mit ihren Tieren, die auch langsam anfingen, sich zu beruhigen.

Noch ganz benommen von dem gerade Erlebten war es Matias, der älteste und erfahrenste von ihnen, der als Erster seine Worte wiederfand. Mit leuchtenden Augen sagte er zu den Anderen: „Lasst uns nach Betlehem gehen, damit wir mit eigenen Augen sehen können, was uns diese Engel gerade eben verkündet haben!“ Voller Aufregung und Vorfreude gingen sie den kurzen Weg bis zu dem Stall, den sie als den Geburtsort dieses Kindes erfahren hatten. Schon beim Näherkommen fiel ihnen das warme Licht auf, das dieser Stall auszustrahlen schien. Wieder war es Matias, der als Erster anklopfte und fragte, ob sie eintreten dürften. Ein großgewachsener Mann öffnete ihnen die Stalltür, woraufhin sie alle Fünf in den warmen Stall traten. Simon und die Anderen musste sich erst an die ungewohnte Umgebung gewöhnen. Hell war es hier drinnen, hell und warm und leuchtend. Eine Frau saß an einer Futterkrippe in der – anstatt Heu für die Kuh, die angebunden hinten an der Wand stand – zu Simons Erstaunen ein kleines Kindlein lag.

Matias und die anderen Hirten begrüßten und beglückwünschten die jungen Eltern und erzählten ihnen voller Überschwang, was sie erlebt und was die Engel ihnen alles gesagt hatten.

Simon jedoch stand etwas abseits und wunderte sich jetzt aber sehr. Wie konnte das sein, was er vor sich sah. Lag doch dieses neugeborene Kindlein genauso in dieser Futterkrippe, wie sie, die Hirten, es schon unzählige Male mit neugeborenen Lämmern gemacht hatten.

Sollte wirklich der Messias, der versprochene Retter, Gottes Sohn, wie ein Lamm in einer Krippe liegen, dachte Simon. Was für ein unglaublicher Gedanke!

 

 Wir wünschen Ihnen und Euch mit diesem „unglaublichen Gedanken“
ein frohes Weihnachtsfest und Gottes reichen Segen im Neuen Jahr,

 Jürgen und Elisabeth Katzenmeier

Essigmanufaktur zur Freiheit

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